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Erstumrundung des Gardasee auf dem SUP

Vier Paddlerpionieren aus Bayern gelingt die Erstumrundung Italiens größtem See! Der Gardasee ist bei Kitern und Windsurfern aufgrund der starken Winde beliebt, für Paddler ist der See aufgrund des Windes allerdings eine Herausforderung der Superlative. Die Expedition diente auch einem wohltätigem Zweck: Die Rettung der letzten Adria Delfine. Insgesamt sammelten die Paddler bereits über 2000 €uro für die Meeressäuger.

Gespendet werden kann auch noch weiter unter: www.delphinschutz.org

Ausgangspunkt für die Expedition war die Windsurfschule „The High Wind Center – Windsquare“ in Malcesine. Von dort aus starteten die Ausdauer Athleten der Paddelgruppe bestehend aus: Arnd Dünzinger aus Garmisch-Partenkirchen, Andy Dressler aus München und den Allgäuer Zwillingsbrüdern Mario und Manuel Stecher aus Kaufbeuren.

Die Paddler hatten zwar bereits Erfahrungen mit der Umrundung von Seen oder auch exotischen Inseln wie Kho Phangan in Thailand, doch vor dem Gardasee hatten die Allgäuer Zwillingsbrüder Stecher und ihre Mitstreiter Dünzinger, den sie „Mr. Fit“ nennen, und Dressler „The Maniac“ doch gehörigen Respekt, nicht zuletzt wegen der unberechenbaren Windverhältnisse. (Noch kurz vor dem Start war Mario skeptisch, ob alles wie geplant verlaufen würde.)(Denn außer Wind und der eigenen Körperkraft stand kein weiterer Antrieb zur Verfügung.) Die Vorbereitungsphase war daher geprägt von einer Mischung aus Euphorie und Nervosität.

„Alle 4 von uns hatten niemals am Erfolg dieser Expedition gezweifelt!

Es gab nur ein Ziel: Den Gardasee möglichst schnell zusammen im Team zu umpaddeln! Geplant waren dabei sogar 2-3 Tage! Letzlich schafften wir es in 2 Tagen!“ so Mario Stecher.

Hier gibt es das Video zum Charity Event: >You Tube<

Jeder Athlet bepackte zunächst sein Board mit Essen und Trinken für zwei Tage sowie Wechselklamotten, Isomatte und Schlafsack für die Nächtigung im Freien. Paddel-Pausen waren während der gesamten Expedition nur für jeweils wenige Minuten zur Nahrungsaufnahme zugelassen. Dafür hatten Stecher & Co. Spezielles „Trekking Food“, bestehend aus wenigen Fertiggerichten und Energieriegeln, besorgt. Die Pausen erfolgten in einem regelmäßigen Abstand von zwei Stunden für etwa fünf Minuten, um das Energiedepot wieder aufzustocken.

Der Startschuss für das Projekt „Gardasee-Umrundung“ fiel am Morgen des Pfingstsamtstags um 6 Uhr an der Windsurfschule „Windsquare“ in Malcesine.

Der Start viel uns allen unglaublich leicht! Die Vorbereitungen hatten endlich ein Ende und es durfte gepaddelt werden!

Nach dem ersten 3stündigem Teilstück als Downwinder (Paddeln mit Rückenwind) waren wir sogar davon überzeugt wir könnten den See deutlich schneller umpaddeln! Noch lachten wir über die Distanz und nahmen die Herausforderung auf die leichte Schulter!

Doch mit der einsetzenden Flaute im Laufe der nächsten Stunden wurde uns langsam das Ausmaß unseres Mammutprojekts und der ganzen Expedition klar!

„Ursprünglich war geplant uns die Winde am Gardasee zu Nutze zu machen und möglichst viel Strecke als Downwinder zurückzulegen. Umso überraschender war es daher das wir nun fast überhaupt keinen Wind hatten und alles mit eigener Muskelkraft bewältigen mussten!“ so Manuel Stecher über den Verlauf der Expedition.

Nachdem das erste Becken im Süden umpaddelt war erreichten wir Sirmione. Jedem schmerzten bereits die Füße vom kraftvollen paddeln auf dem Brett und auch die Zehenspitzen wurden langsam taub. Die Hände krampften sich zusammen und mit jedem Paddelzug mehr spürten wir die Strapazen der zweiten Teilstrecke.

In Sirmione trafen wir erneut auf unseren Fotografen Holger Dorn, welcher unsere Reise auf dem SUP samt aller Strapazen für uns in Bildern festhielt. Nach einer kurzen Pause ging es weiter um das zweite Becken im Süden auszupaddeln.

Von Sirmione aus ging es jetzt Richtung Desenzano.

Die letzte Strecke des ersten Tages vom Süden in Sirmione bis Desenzano an der Westküste kam uns vor wie eine endlose Qual! Den ganzen Tag nur paddeln! Langsam war das Tagespensum erreicht! Insgesamt bestand die Etappe am ersten Tag aus 80 Kilometern und 14 Stunden effektiver Paddelzeit welche nun Ihren Tribut forderten! Am Ende des Tages ließ die Konzentration stark nach und so fiel Andy zum ersten Mal und dann immer öfter ins Wasser! Er hatte das schmalste Brett von uns allen und das unruhige Wasser sowie die große Erschöpfung zehrte an seinen Nerven.

Es war definitiv Zeit zur Regeneration! Abends um 21Uhr errichteten wir unser Nachtlager. Als wir endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatten konnten wir kaum mehr laufen und nur mit letzter Kraft unsere Bretter an Land tragen. So sehr schmerzten unsere Füße! Dennoch waren wir mehr als Stolz den ersten Tag unserer Expedition gemeinsam als Team gemeistert zu haben. Zum Lagerfeuer machen blieb uns allerdings keine Zeit mehr! Zu erschöpft fielen wir gleich nach dem Abendessen in einen tiefen Schlaf!

Als der Morgen dämmerte wurden wir am Pfingstsonntag um 5uhr morgens vom Wecker aus dem Schlaf gerissen denn ab 6Uhr wurde wieder weiter gepaddelt!

Zum überraschen aller blieb der höllische Muskelkater der Strapazen des Vortags jedoch aus! Klar merkten wir unsere Arme, die Schultern und die Beine aber bei weitem nicht so schlimm wie gedacht! Unsere Akkus waren wieder aufgeladen, die Energiereserven wiederhergestellt und wir heiß auf den 2ten Tag unserer Expedition!

Von Saló aus ging es nun am Westufer weiter nördlich Richtung Riva. Problem:

Auch hier blieb der erneut erwartete Rückenwind aus.

Die Strecke zurück in den Norden Richtung Riva wurde zum Paddelworkout #2 und wir kamen nur langsam voran. Die Stimmung schwankte! Mal paddelten wir als Gruppe dann wieder mit etwas Abstand jeder für sich.... seine eigene Gedanken sortieren mit einzigem Fokus aufs paddeln.

Letztlich kehrten alle aber immer wieder in die Gruppe zurück und uns fiel auf das wir uns gegenseitig motivierten!

Es war ein Auf- und Ab der Gefühle! Jeder absolvierte Kilometer ein Highlight, der Wellengang der Motorbootfahrer eine Qual. Für Andi muss sich auch am 2ten Tag jeder Sturz vom Brett wie eine Ohrfeige angefühlt haben, ein Wachrütteln welches ihm zurück in die Realität holt wenn es mal an Konzentration gefehlt hat. Selbst unser „Mr. Fit“ ; Arndt Dünzinger machte einen ermüdeten Eindruck.

Es gab oft den Moment an dem man sich fragte: Was mache ich egtl. hier?!

Aber umso mehr man darüber nachdenkt umso schwerer fällt einem das paddeln! Also: Konzentrieren und einfach weiter paddeln! Nur nichts hinterfragen!

Auf dem letzten Stück von Torbole zurück nach Malcesine hatten wir verdammt starken Gegenwind!! Das schwierigste Stück der gesamten Strecke!

Der Wind bließ mit 15 – 18 Knoten so stark das wir fast nicht dagegen anpaddeln konnten!

Doch die Ironie dieser Tatsache kurz vor dem Ziel mit starkem Gegenwind zu kämpfen nahmen wir nochmals als Herausforderung!! Wir pushten uns Gegenseitig, gesprochen wurde jetzt kaum mehr!

Der erste gab die Geschwindigkeit vor die anderen folgten! Durch den kräftigen Wind war es für alle Beteiligten das wohl anstrengendste Paddelworkout das wir jemals hatten! Die Unterarme brannten wie Feuer und unsere Finger schmerzten mit jedem Zug den wir machten. Mit jedem Paddelzug kamen wir unserem Ziel aber nun Stück für Stück ein wenig näher.

Und dann: Irgendwann hörte der Wind plötzlich auf!

Die Gewissheit es in wenigen Minuten tatsächlich geschafft zu haben kitzelte unsere letzten Energiereserven heraus!

Als uns Herrmann Stricker vom „Windsquare Center“ Malcesine und Arndts Freundin Katrin entgegenpaddelten waren wir unglaublich erleichtert!

Das Team hat es geschafft! Einer für Alle und alle für einen!!

Am Abend des Pfingstsonntags um 21 Uhr war es endlich soweit: Der zweite Tag mit 75 km und 14,5 Stunden Paddeln war geschafft. Mario, Manuel, Arndt und Andy hatten die Erstumrundung des Gardasees mit SUP´s perfekt gemacht!

Insgesamt wurden 155 Kilometer in 28,5 Stunden in nur 2 Tagen gepaddelt. Das Team ging gemeinsam durch Höhen und Tiefen, jeder einzelne ging dabei an seine körperliche und psychische Grenze. Doch dafür hat sich nun gelohnt!

Der Empfang war unglaublich! Einige paddelten uns mit Ihren SUP´s entgegen während Magnesiafackeln uns in der einsetzenden Abenddämmerung den Zielweg leuchteten. Familie, Freunde und einige Schaulustige hatten sich am Strand des „Windsquare Centers“ in Malcesine versammelten und empfingen uns nun mit jubelndem Applaus. Die Erleichterung war für uns in diesem Augenblick unbeschreiblich!

Euphorie, Erschöpfung, Erleichterung und unbeschreibliche Freude!

Bereits nach den ersten Schritten zu Land gab es eine kräftige Bierdusche und beim umfangreichen Buffet, das das Team des Windsquare Centers zur Belohnung aufgebaut hatte, kreisten die Gespräche bereits um das nächste Projekt...

Das Paddelteam:

Mario Stecher (31) Angestellter in einer sozialen Einrichtung aus Kaufbeuren

Manuel Stecher (31) Krankenpfleger aus Kaufbeuren

Arnd Dünzinger (49) Bäckereimeister aus Garmisch-Partenkirchen

Andy Dressler (43) IT-Angestellter aus München

Fotos: Holger Dorn

Text: Manuel Stecher

Alle Fotos und das Video zur Expedition gibt es unter: Surf-Devil

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